Ende 2024 sorgte der brasilianische Tennisspieler Joao Lucas Reis Da Silva für Aufsehen: Als erster aktiver Profi auf der ATP-Tour bekannte er sich offen zu seiner Homosexualität. Mit einem Posting auf Instagram, in dem er seine Beziehung zum Schauspieler Gui Sampaio öffentlich machte, setzte Da Silva ein starkes Zeichen. In einem Interview mit dem „Claymagazine“ sprach er nun über die Auswirkungen seines Coming-outs und seine Hoffnungen für die Zukunft im Profisport.
Coming-out im Spitzensport bleibt selten
Homosexualität bleibt im Männersport weiterhin ein Tabuthema. Während im Frauensport gleichgeschlechtliche Beziehungen öffentlich sichtbarer sind, tun sich Männer nach wie vor schwer. Viele leben aus Angst und psychischem Druck ein Doppelleben.
Auch in Österreich zeigt sich das deutlich: In der heimischen Fußball-Bundesliga gibt es bislang kein öffentliches Coming-out eines Spielers. Dabei liegt es statistisch nahe, dass unter den rund 600 Profis in den ersten beiden Ligen homosexuelle Männer vertreten sind. Laut Studien identifiziert sich etwa jeder zehnte Mensch in Österreich als vorwiegend gleichgeschlechtlich orientiert.
“Ich hatte schon zu lange mit der Angst gelebt”
Für Joao Lucas Reis Da Silva war der Schritt in die Öffentlichkeit ein Befreiungsschlag. „Ich hatte bereits die Unterstützung meiner Familie, meiner Freunde und meiner Trainer“, erklärte der Brasilianer. Dennoch habe ihn die Angst lange begleitet: „Ich hatte schon zu lange mit der Angst gelebt, dass jemand etwas erfahren könnte.“
Nach seinem öffentlichen Bekenntnis überwogen die positiven Rückmeldungen. Nachrichten wie „Gut gemacht!“ oder „Wir stehen hinter dir!“ gaben ihm Sicherheit. Da Silva betonte, dass die enorme psychische Belastung von ihm abgefallen sei.
Karriere trotz Verletzungen im Fokus
Joao Lucas Reis Da Silva, geboren 1999 in Recife, hatte früh den Traum, Tennisprofi zu werden. Inspiriert von der brasilianischen Tennislegende Gustavo Kuerten begann er als Kind mit dem Sport.
Bereits 2023 erreichte er Platz 204 der Weltrangliste. Eine Verletzung warf ihn jedoch zurück. Aktuell liegt er auf Position 325. Sein nächstes großes Ziel: die Qualifikation für die US Open und Australian Open 2026. Trotz der Aufmerksamkeit nach seinem Coming-out bleibt der 25-Jährige auf seine sportlichen Ambitionen fokussiert.
Hoffnung auf Veränderung im Profisport
Auch wenn Da Silva betont, nicht zur Ikone der LGBTIQ+-Community werden zu wollen, hofft er, anderen Spielern Mut zu machen. „Ich habe genug damit zu tun, ein besserer Spieler und Mensch zu werden“, sagte er im Interview. Dennoch freut er sich über die vielen positiven Reaktionen und das neue Gefühl der Freiheit.
„Es wäre großartig, wenn mein Schritt anderen helfen könnte“, erklärte Da Silva. Er sei sich bewusst, dass sein Coming-out ein kleiner, aber bedeutender Schritt für mehr Offenheit im Tennis sein könnte.
Widerstände bleiben bestehen
Trotz Fortschritten bleibt der Weg für homosexuelle Athleten steinig. Der peruanische Profi Juan Pablo Varillas sprach offen darüber: „Vielleicht gibt es schwule Tennisspieler, aber sie haben Angst. Das ist ein Machosport.“
Auch wenn etwa der US-Star Taylor Fritz überzeugt ist, dass homosexuelle Spieler auf der Tour Unterstützung fänden, zeigen Aussagen wie die von Varillas, dass Vorurteile nach wie vor existieren.
Joao Lucas Reis Da Silvas Coming-out ist ein wichtiger Impuls für den Welttennisverband und den Profisport insgesamt. Es zeigt, dass Offenheit und sportliche Spitzenleistung sich nicht ausschließen müssen.
Ob sein Schritt eine größere Bewegung auslöst, bleibt abzuwarten. Doch er hat vielen gezeigt: Authentizität kann Mut machen – und neue Wege ebnen.